Als Graphic Recorderin zeichne und schreibe ich gesprochene Inhalte bei Veranstaltungen live mit. Bei Präsenzveranstaltungen hat sich Graphic Recording in einigen Branchen bereits zum Standard entwickelt. Die großformatigen Live-Zeichnungen
- halten die Aufmerksamkeit der Teilnehmenden
- geben einen Über-„Blick“ über die besprochenen Inhalte
- zeigen neue Perspektiven auf das Gesagte auf und stoßen so neue Ideen an
- machen Zusammenhänge zwischen verschiedenen Redebeiträgen sichtbar
- halten Kernpunkte visuell fest, um nach der Veranstaltung darauf zurück zu kommen
- bieten tollen Bildmaterial für die Berichterstattung über die Veranstaltung.
Brauchen Online-Veranstaltungen überhaupt Graphic Recording?
Sind diese Punkte auch bei Online-Veranstaltungen relevant?
Ja, natürlich! Vielleicht sogar noch mehr als bei Präsenzveranstaltungen.
Neben einem Bildschirm voller Gesichter bietet das Graphic Recording eine willkommene Abwechslung, die zudem thematisch zum Thema zurückführt. Und gerade wenn die Teilnehmenden im Home-Office sitzen, macht es Sinn, die Wichtigkeit einer Konferenz oder eines Meetings durch etwas „Besonderes“ um zu unterstreichen. Sie zeigen dadurch auch Ihre Wertschätzung für alle Wortbeiträge – von Speakern, Diskussionsteilnehmenden und dem Publikum. Und was die Berichterstattung betrifft: Fotomaterial werden Sie abgesehen von ein paar Screenshots wahrscheinlich nicht haben. Da macht eine zeichnerische Aufbereitung der Inhalte schon mehr her, oder?
Ich habe schon vor der Corona-Pandemie digital gezeichnet und konnte mich daher schnell umstellen, als Veranstaltungen von Präsenz auf online umgeplant wurden. Inzwischen haben Sie zwei Jahre Pandemie-Erfahrung und ich zwei Jahre Erfahrung mit Graphic Recording in Video-Konferenzen. ;)
Technisch kann ich folgende Settings anbieten:
Ja, natürlich! Vielleicht sogar noch mehr als bei Präsenzveranstaltungen.
Neben einem Bildschirm voller Gesichter bietet das Graphic Recording eine willkommene Abwechslung, die zudem thematisch zum Thema zurückführt. Und gerade wenn die Teilnehmenden im Home-Office sitzen, macht es Sinn, die Wichtigkeit einer Konferenz oder eines Meetings durch etwas „Besonderes“ um zu unterstreichen. Sie zeigen dadurch auch Ihre Wertschätzung für alle Wortbeiträge – von Speakern, Diskussionsteilnehmenden und dem Publikum. Und was die Berichterstattung betrifft: Fotomaterial werden Sie abgesehen von ein paar Screenshots wahrscheinlich nicht haben. Da macht eine zeichnerische Aufbereitung der Inhalte schon mehr her, oder?
Ich habe schon vor der Corona-Pandemie digital gezeichnet und konnte mich daher schnell umstellen, als Veranstaltungen von Präsenz auf online umgeplant wurden. Inzwischen haben Sie zwei Jahre Pandemie-Erfahrung und ich zwei Jahre Erfahrung mit Graphic Recording in Video-Konferenzen. ;)
Technisch kann ich folgende Settings anbieten:
Möglichkeit 1: digitales Grahic Recording, Präsentation über „Bildschirm teilen“
Hier zeichne ich digital auf dem iPad und zeige das Ergebnis als Screensharing. Mit der Option simultaneous screen sharing ist es zwar möglich mehrere Screens gleichzeitig zu sharen. Für alle Teilnehmenden, die nur einen Monitor verwenden, ist aber immer nur einer der geteilten Bildschirme sichtbar, also entweder die Sprecherfolien oder das Graphic Recording.
Vorteile:
- Mit dieser Option ist das Bild in der bestmöglichen Auflösung sichtbar.
- Man hat als Host zudem mehr Kontrolle darüber, wer wann was sieht. Das kann sinnvoll sein, wenn man Ablenkung durch das Graphic Recording vermeiden will und auch um die fokussierte Aufmerksamkeit der Gruppe zu einem bestimmten Zeitpunkt auf das Bild zu lenken.
- Während des Screensharing sind die anderen Teilnehmenden nur klein sichtbar, es sei denn man verwendet 2 Monitore.
- In dieser Variante wird meist nur das fertige Bild am Ende der Veranstaltung gezeigt, maximal noch einige statische Zwischenstände im Laufe der Veranstaltung. Die Teilnehmenden sehen also nicht, wie das Bild entsteht. In manchen Settings ist es aber auch sinnvoll, das Graphic Recording dauerhaft über Screensharing zu zeigen, z.B. wenn eine Gruppe aktiv an einer Vision arbeitet und diese Live visualisiert wird wie in diesem Beispiel aus einem Workshop mit der Agentur ecolo. Hier erarbeiteten 4 parallele Arbeitsgruppen Zukunftsvisionen für die Stadt Stralsund und wurden, jeweils von einer Graphic Recoderin begleitet. Das Bild wurde während der ganzen Gruppenarbeit geteilt und das Zukunftsbild dadurch live für alle sichtbar. In so einem Setting unterstützt das Bild dann direkt beim Brainstroming.
Möglichkeit 2: digitales Grahic Recording, sichtbar als Teilnehmervideo
Bei dieser Variante zeichne ich das Graphic Recording auch digital auf dem iPad, streame es dann aber mit Hilfe eines CamLinks als mein Teilnehmer-Video. Anstatt meines Gesichts sieht man dann also das Graphic Recording – neben allen anderen Videokacheln. Die Teilnehmenden können während der Veranstaltung eigenständig das Graphic Recording pinnen und so vergrößern. Dadurch entsteht eine Situation ähnlich der im Veranstaltungsraum: die Teilnehmenden entscheiden selbst, wo sie hinschauen und ob sie den Speaker, das sich konstant weiter entwickelnde Bild oder die Vortragsfolien betrachten. Ausserdem kann der Techhost das Graphic Recording, wie jedes andere Sprechervideo spotlighten und somit in den Vordergrund rücken, z.B. auch neben das Video eines anderen Sprechers.
Vorteile:
- Die Teilnehmenden sehen Stück für Stück wie das Bild entsteht und entwickeln dadurch mehr Bezug dazu. Wenn Sie später auf das fertige Resultat schauen, erinnern sie sich an den Verlauf der Veranstaltung und sind nicht erschlagen von der Fülle der Informationen.
- Jede*r Teilnehmende kann selbst entscheiden, ob er das Graphic Recording einblendet oder nicht. Für manche Menschen ist es ablenkend, das Bild entstehen zu sehen, anderen hilft es aufmerksam bei der Sache zu bleiben. Da ist jeder Mensch anders und mit mehr Freiheiten können die Teilnehmenden wählen was für sie passt.
- Für diese Variante muss eventuell erklärt werden, wie man ein Video pinnt. Für erfahrene Zoom-Nutzer ist das keine große Sache, für weniger erfahrene Zielgruppen kann es aber ein Hindernis darstellen.
- Die Teilnehmervideos werden von zoom komprimiert um die Datenrate gering zu halten. Das Graphic Recording kann daher pixelig erscheinen, wenn es groß betrachtet wird. Kleine Details sind evt. nicht zu erkennen. Dies kann man aber lösen indem ich für die Abschlusspräsentation meinen Bildschirm teile, siehe Möglichkeit 1.
Möglichkeit 3: analoges Graphic Recording aufgenommen via Kamera und sichtbar als Teilnehmervideo
Eine Attraktion des traditionellem Graphic Recording auf Papier liegt in der Einfachheit des Mediums. In einer Zeit, wo wir alle ständig auf Bildschirme schauen, ist es faszinierend zu sehen, wie jemand mit Stift und Papier komplexe Bilder erschafft. Diese Faszination kann man sich natürlich auch online zu nutze machen, sie hat da sogar eine besondere Wirkung, da man dem virtuellen Raum etwas analoges, „echtes“ hinzufügt. Für diese Vairante hänge ich in meinem Studio großformatiges Papier auf, so wie ich es ansonsten am Veranstaltungsort tun würde. Dann richte ich eine Kamera auf das Bild und streame das Video als Teilnehmervideo ins online-Meeting.
Vorteile:
- die Faszination des Analogen
- die Teilnehmenden sehen nicht nur das Bild, sondern auch mich, meine Hände und meinen Körper. Im Gegensatz zu einem digitalen Bild, das „wie durch Geisterhand“ entsteht, macht das die Erfahrung noch natürlicher.
- Sie bekommen nach der Veranstaltung ein großformatiges Original, das Sie zu, Beispiel im Büro aufhängen können oder bei einer Folgeveranstaltung, die wieder in Präsenz stattfindet.
- Weil ich im Bild bin, verdecke ich auch Teile des Bildes, die dann nicht zu sehen sind.
- Im Vergleich zu einem digitalen Recording ist diese Variante etwas weniger scharf, Details sind daher eventuell schlechter zu erkennen.
- Wenn Sie das analoge Bild später digital nutzen wollen um es z.B. per Email zu versenden, muss erst eine Digitalisierung angefertigt werden. Dafür fotografiere ich das Bild ab und bereite es digital auf. Das Bild ist also nicht sofort nach der Veranstaltung verfügbar.
Mit der knappen Zeit umgehen
mit vorbereiteten Illustrationen arbeiten
Online-Veranstaltungen sind ja oft kürzer als Präsenzveranstaltungen und wenn die Zeit knapp und vollgepackt ist mit Inhalten, kann es sinnvoll sein, schon mit vorbereiteten Illustrationen in die Veranstaltung zu gehen und diese während des Events nur noch zu ergänzen. Das geht natürlich nur, wenn die Inhalte zumindest teilweise vor der Veranstaltung vorliegen. Ich kann mich dann für das Graphic Recording auf die ergebnisoffenen Programpunkte, also Plenumsdiskussionen oder Kleingruppenarbeit konzentrieren, weil die grundlegenden Aussagen schon dargestellt sind.
Graphic Recording im Nachhinein als Animation aufbereiten
Wenn während der Veranstaltung keine Zeit „geopfert“ werden soll um das Graphic Recording zu zeigen, kann man das fertige Bild natürlich auch im Nachgang verschicken. Das hat zwei gravierende Nachteile: Erstens entgeht einem dadurch der positive Effekt, dass das Bild die Gespräche WÄHREND der Veranstaltung bereichert, indem es neue Perspektiven aufzeigt und das Gesagte strukturiert.
Zweitens sehen die Teilnehmenden nur das fertige Bild und nicht wie es entsteht. Ihnen wird ein komplexes Bild vor den Latz geknallt und das kann überfordern und abschrecken. Weil sie nicht gesehen haben wie das Bild wächst, haben sie auch keinen Bezug dazu. Überforderung. Eine mögliche Lösung ist, das Graphic Recording im Nachhinein als Animation auf zu bereiten. Das ist übrigens auch dann sinnvoll, wenn ein Graphic Recording nach der Veranstaltung Menschen erreichen soll, die bei der Veranstaltung selbst nicht dabei waren.
Hier ein Beispiel für ein Graphic Recording, das im Nachhinein animiert wurde:
Zweitens sehen die Teilnehmenden nur das fertige Bild und nicht wie es entsteht. Ihnen wird ein komplexes Bild vor den Latz geknallt und das kann überfordern und abschrecken. Weil sie nicht gesehen haben wie das Bild wächst, haben sie auch keinen Bezug dazu. Überforderung. Eine mögliche Lösung ist, das Graphic Recording im Nachhinein als Animation auf zu bereiten. Das ist übrigens auch dann sinnvoll, wenn ein Graphic Recording nach der Veranstaltung Menschen erreichen soll, die bei der Veranstaltung selbst nicht dabei waren.
Hier ein Beispiel für ein Graphic Recording, das im Nachhinein animiert wurde:
Nachträglich animiertes Graphic Recording beim Kickoff des wissenschaftlichen Calls "SOLSTICE" von jpi climate
Teilnehmende einbinden
Im Veranstaltungsraum kommen die Teilnehmenden in den Pausen und nach der Veranstaltung fast automatisch zum Graphic Recording, weil das große Bild einfach Neugierde weckt. Oft ergeben sich dann Gespräche über den Inhalt und ich bekomme Rückmeldungen zu meinen Darstellungen. Gerade wenn etwas nicht passt oder etwas wichtiges fehlt, werde ich angesprochen – und das ist gut so! Denn das Bild soll ja abbilden, was den Teilnehmenden wichtig ist, nicht das was mir wichtig ist.
Im Online-Setting braucht es etwas mehr Aufwand und Planung um diese Interaktionen herzustellen. Aber es ist möglich und wie ich finde besonders lohnenswert. Denn in einer Video-Konferenz ist es noch leichter als bei einem echten Meeting als Teilnehmer*in in eine passive Rolle zu rutschen. Umso wertvoller ist es daher Möglichkeiten zur Interaktion zu schaffen.
Im Online-Setting braucht es etwas mehr Aufwand und Planung um diese Interaktionen herzustellen. Aber es ist möglich und wie ich finde besonders lohnenswert. Denn in einer Video-Konferenz ist es noch leichter als bei einem echten Meeting als Teilnehmer*in in eine passive Rolle zu rutschen. Umso wertvoller ist es daher Möglichkeiten zur Interaktion zu schaffen.
Kommentare im Chat
die einfachste Variante ist die Teilnehmenden dazu aufzurufen Anmerkungen zum Graphic Recording in den Chat zu posten, entweder an alle oder als Privatnachricht an mich.
Postit-Kommentare
Das Graphic Recording oder Zwischenstände werden auf ein Online-Whiteboard, z.B. miro oder mural geladen. Dort können die Teilnehmenden Postits mit ihren Kommentaren hinterlassen. Das hat zum einen den Vorteil, dass das Postit direkt an die Stelle geklebt werden kann, auf die sich der Kommentar bezieht und das macht es einfacher und konkreter. Zum anderen kann jede*r die Teilnehmende auf dem Whiteboard nach Belieben auf die Stellen reinzoomen, die für sie oder ihn interessant sind. Das ist vor allem dann effizient und zeitsparend, wenn die Ergebnisse mehrerer paralleler Gruppen präsentiert werden und jede Gruppe Kommentare zu „ihrem Bild“ geben soll.
Fragen stellen und Antworten einbinden
Eine weitere gute Möglichkeit ist, konkrete einfache Fragen zu stellen, die die Teilnehmenden im Chat beantworten und die Antworten dann ins Bild einfließen zu lassen.
In diesem Beispiel haben wir gefragt, was das Publikum in Bezug auf einen musikalischen Beitrag fühlt, spürt und sieht. Dadurch wurden die Emotionen im Raum miteinander geteilt und durch meine Visualisierung (unten rechts im T-shirt) festgehalten und verstärkt. Außerdem waren alle aufgefordert die Frage zu beantworten: "Who is your feminism for?" (Für wen ist dein Feminismus?) Die Antworten sind im vergrößerten Ausschnitt zu sehen.
In diesem Beispiel haben wir gefragt, was das Publikum in Bezug auf einen musikalischen Beitrag fühlt, spürt und sieht. Dadurch wurden die Emotionen im Raum miteinander geteilt und durch meine Visualisierung (unten rechts im T-shirt) festgehalten und verstärkt. Außerdem waren alle aufgefordert die Frage zu beantworten: "Who is your feminism for?" (Für wen ist dein Feminismus?) Die Antworten sind im vergrößerten Ausschnitt zu sehen.
Meine Erfahrung zeigt, dass Veranstalter und Teilnehmende am meisten von einem Graphic Recording profitieren, wenn die Visualisierung und Möglichkeiten der Interaktion so früh wie möglich in den Prozess eingewoben werden. Visualisierung können vor während und nach einem Event ihre Wirkung entfalten, die Optionen sind vielfältig! Ich berate Sie gerne, welche Variante für Ihre Veranstaltung am Besten geeignet ist.
Die Recherche zu diesem Blogartikel und die Erprobung der beschriebenen Technik-Settings wurde unterstützt durch das Stipendium NEUSTART KULTUR von der Stiftung Bildkunst.
Ich möchte mich außerdem bei meinen Kolleg*innen Anke Dregnat und Valentin Heyde bedanken, die ihr Praxiswissen mit mir geteilt haben.